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Geschichte des Klinischen Instituts für Pathologie Wien


Einleitung/Hintergrund:

1784 – Kaiser Joseph II. gründet das AKH:

Mit der Errichtung eines Soldatenspitals durch Leopold I. nach den Türkenkriegen im 17. Jahrhundert, das sich in ein „Großarmenhaus“ entwickelte, war der Grundstein für eine große Spitalsanlage gelegt. Kaiser Joseph II. erließ 1781 eine Reform der Sozialinstitutionen, und das Areal wurde – ähnlich dem Pariser Zentralspital – zu einem Krankenhaus umgestaltet. Am 16. August 1784 wurde dieses erste Großkrankenhaus Wiens – das Allgemeine Krankenhaus – eröffnet. Erste Instanz war der Hofarzt Josef von Quarin (1733-1814). Dem neuen Spital war ein Gebärhaus, ein Findelhaus, sowie das nach Entwürfen von Isidor Canevale errichtete Irrenhaus („Narrenturm“) angeschlossen. Die Inschrift am alten Haupteingang in der Alser Straße bekundet die josephinische Umgestaltung: „Saluti et solatio aegrorum – Josephus II. Augustus Anno MDCCLXXXIV“ – „Zum Heil und Trost der Kranken“.

Medizinhistorische Sammlung:

Einen besonderen Schwerpunkt stellte ab dem 19. Jh. neben der pathologischen Anatomie basierend auf Sektionen, die Histopathologie, also das Betrachten zellulärer Veränderungen am Gewebeschnitt, dar. Im Josephinum in der Währingerstraße befindet sich eine bedeutende Sammlung von histologischen Präparaten, die das diagnostische Bewerten anhand mikroskopischer Betrachtung von Gewebeschnitten und die nachfolgende Einordnung in pathologische Anatomie veranschaulicht. Beide Standbeine – Makroskopie und Mikroskopie – wurden hier in Wien am Institut für Pathologische Anatomie von Carl v. Rokitansky (siehe unten) umfassend etabliert und entscheidend geprägt. Er wird daher gemeinsam mit dem Internisten Joseph Skoda (1805–1882) und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra (1816–1880) auch als Begründer der sogenannten zweiten Wiener Medizinischen Schule genannt.

Die Etablierung der Prosektur:

1796–1803: Aloys Rudolph Vetter, unbesoldeter Prosektor

1796 wurde auf Initiative von Johann Peter Frank (1745–1821) im AKH eine eigene Prosektur errichtet und mit Aloys Rudolph Vetter (1765–1806) besetzt [1]. Vetter legte größten Wert auf die Autopsie und hütete sich, voreilig Schlüsse zu ziehen. Mit ihm begann sich die Pathologie als eigenständiges Fach zu entwickeln. Vetter begnügte sich nicht mit der Aufzählung krankhafter Veränderungen an den Organen, sondern versucht sich zum ersten Mal an einer durchdachten systematischen Einteilung dieser Veränderungen und Neubildungen. Nach Herausgabe eines „Lehrbuchs der Anatomie des gesunden Menschenkörpers“ (1788) für Studenten fasst er später seine Erkenntnisse in den „Aphorismen aus der pathologischen Anatomie“ (1803) auf Deutsch geschrieben zusammen. Erstmals wird hier mit wissenschaftlicher Systematik eine Einteilung von Organveränderungen auch unter Berücksichtigung der Vorgeschichte des Krankheitsprozesses durchgeführt. Vetter berichtet in schlichten, einfachen Worten, was er bei der Prosektur einiger tausend Leichname selbst gesehen und erkannt hatte. Darüber hinaus konservierte und sammelte er Präparate für die ebenfalls von Frank initiierte pathologisch anatomische Sammlung [2].

1812–1829: Lorenz Biermayer, pathologisch-anatomischer Prosektor und Professor

Unter Andreas Joseph Stifft (1760–1836), von 1803 bis 1834 (Pensionierung) Präsident und Direktor der medizinischen Fakultät, erfolgte 1811 die Restituierung der Prosektorsstelle, nun auch mit Besoldung. Lorenz Biermayer (1778–1843) erhielt 1812 diese Stelle auf vier Jahre. Er sezierte, präparierte, konservierte und legte einen pathologischen Sammlungskatalog an [1,2]. So gibt es seit den ersten handschriftlichen Befunden aus dem Jahr 1817 im Wiener Allgemeinen Krankenhaus eine lückenlose Dokumentation aller Obduktionen [3]. Seine Anstellung wurde schließlich verlängert und ab 1818 übertrug man Biermayer auch die gerichtlichen Obduktionen. 1821 wurde ad personam für Biermayer eine außerordentliche Professur für Pathologische Anatomie geschaffen. Nach enthusiastischen Jahren für die Pathologie wurde Lorenz Biermayer auf Grund zunehmender Vernachlässigung seiner Pflichten 1829 des Amtes enthoben.

1829–1832: Johann Wagner Leiter der Prosektur

Die pathologische Anatomie wurde durch Biermayers Nachfolger Johann Wagner (1800–1832), und dessen Neffen und Assistenten Carl Rokitansky nicht nur gepflegt und gefördert, sondern maßgeblich auch international positioniert.

Der Lehrstuhl (Ordinariat) für pathologische Anatomie (etabliert 1844):

1844–1875: Carl v. Rokitansky – erster Ordinarius und ordentlicher Professor für Pathologische Anatomie

Carl v. Rokitansky (1804–1878), Mitbegründer der 2. Wiener medizinische Schule, widmete sich einer speziellen pathologischen Anatomie, die sich stark an der Klinik orientierte. Geboren in Königgrätz in Böhmen, begann er 1822 sein Studium der Medizin an der Universität Prag. 1824 konnte Rokitansky sein Studium in Wien fortsetzen, wo er 1828 promovierte. Bereits ab 1827 arbeitete Rokitansky als unbesoldeter Praktikant, und ab 1830 als Assistent an der pathologisch-anatomischen Prosektur des Allgemeinen Krankenhauses . Ab 1832 war er außerordentlicher Professor und bekleidete das Amt des Kustos des Pathologischen Museums. 1844 wurde Rokitansky zum ersten ordentlichen Professor der Pathologischen Anatomie an der Universität Wien. Rokitanskys Beobachtungen bei über 60.000 Sektionen prägten sein Konzept des „Krankheitsprozesses“, d.h. die Abfolge mehrerer Symptome und Krankheitsstadien [4]. Aus tausenden Einzelbeobachtungen an der Leiche entstand ein objektivierbares Bild von Erkrankungen, die es einzuteilen und zu klassifizieren galt. „Himbeergeleeartig“, „erbsen-püreeähnlich“, kaffeesatzartig“ waren Bestandteile seiner sehr plastischen Pathologensprache. Rokitansky war maßgeblich am Wechsel von der damals vorherrschenden traditionell romantisch-naturphilosophischen, spekulativen hin zu einer naturwissenschaftlich fundierten, systematischen Medizin beteiligt. Die Prosektur des Allgemeinen Krankenhauses wurde somit eine Zentrale des medizinischen Fortschrittes, der den internationalen Ruhm Rokitanskys begründete und den Bau eines neuen „Pathologisch Anatomischen Institutes“ begründete. Dieses, nach der Inschrift am Giebel („Indagandis sedibus et causis morborum“) auch „Indagandishof“ genannte Gebäude (Bild) wurde 1862 eröffnet und beherbergte das Institut bis zu seiner Übersiedlung 1991 in das neue AKH. Rokitansky wandte sich, auch bedingt durch Kritik von Rudolf Virchow (1821–1902, deutscher Pathologe) an seinem Handbuch für Allgemeine Pathologie (1846), aber vor allem seit dem Erscheinen der Virchowschen Zellularpathologie (1856), verstärkt der Histopathologie zu. Die Arbeiten und Lehren von Rokitansky, Joseph Skoda (1805-1881) und Ferdinand von Hebra (1816–1880) veranlassten Studierende aus aller Welt, nach Wien zu kommen. 1878 starb er an den Folgen eines Asthmaanfalls.

1875–1881: Richard Heschl

Richard Heschl (1824–1881) war Rokitanskys Schüler und direkter Nachfolger. Heschl war 1850–1854 Rokitanskys Assistent, 1854 Anatomieprofessor in Olmütz, 1855 in Krakau, 1863 Ordinarius für Anatomie in Graz, wo er ein pathologisch-anatomisches Museum gründete, und 1875–1881 ordentlicher Professor der pathologischen Anatomie in Wien. Heschl bezog Erkenntnisse bevorzugt aus der Beschreibung der Pathologie von Einzelfällen (Kasuistik), befasste sich mit den praktischen Aspekten der Obduktion und Befunderstellung, und widmete sich intensiv der Lehre.  Mit seinem Namen bleiben die nach ihm benannten Heschl-Gehirnwindungen des Hörzentrums verbunden. Es handelt sich dabei um die vorderste Querwindung des Gyrus temporalis superior und Endpunkt der Hörbahn [4]. Heschl starb an Lungentuberkulose.

1882–1893: Hanns Kundrat

Hanns Kundrat (1845–1893) begann als Assistent während der letzten Jahre von Rokitanskys Wirken. Kundrat arbeitete zuerst ab 1877 in Graz und folgte, nach Heschls frühem Tod, als weiterer Rokitansky-Schüler, 1881 dem Ruf zur Übernahme des Lehrstuhls in Wien. Über Kundrat sind die Aussagen seiner Zeitgenossen und Nachfolger gespalten. Während Albrecht in einem Nachruf (1893) schreibt, dass Kundrat histologischer Autodidakt war, kommt Wilhelm Zischka-Konorsa in seiner Geschichte der Pathologie der Allgemeinem Poliklinik zum Schluss, dass die „Histopathologie“ bei ihm in guten Händen gewesen sei“. Als reiner Morphologe fehlten ihm für chemische Vorgänge das Verständnis, an Experimenten hatte er keinen Gefallen. Sein Forschungsgebiet waren die Missbildungen, seine Liebe gehörte der pathologisch-anatomischen Sammlung. Er untersuchte zerebrale Fehlbildungen wie die Arrhinenzephalie und die Porenzephalie, und aus der Originalarbeit sind einige der Präparate bis heute im Pathologisch-Anatomischen Museum erhalten. Darüber hinaus befasste er sich aber auch eingehend mit den zyklusbedingten Veränderungen der Uterusschleimhaut und beschrieb erstmals die Lympho-Sarkomatose, Tumore des Lymphsystems. Sein berühmtester Fall war die Obduktion der Leiche von Kronprinz Rudolf, der sich am 30. Jänner 1889 gemeinsam mit Mary Vetsera erschossen hatte [1]. 

1893–1916: Anton Weichselbaum

Anton Weichselbaum (1845–1920), war bis 1871 Assistent des pathologischen Anatomen Joseph Engel. 1875 übernahm er die Prosektur am k. k. Garnisonspital Nummer 1 und wechselte 1882 in gleicher Stellung an die Krankenanstalt Rudolfstiftung. 1878 habilitierte sich Weichselbaum an der Universität Wien unter Hanns Kundrat für pathologische Anatomie, 1885 wurde er außerordentlicher Professor für pathologische Histologie und Bakteriologie.. Weichselbaum beschritt neue Wege, indem er sich intensiv mit Mikroskopie und Mikrobiologie beschäftigte. Als Ergebnis seiner Lehrzeit bei Robert Koch (1843–1919) in Berlin gründete er in Wien ein mikrobiologisches Labor, in dem er wesentliche bakteriologische Entdeckungen machte: Er wies 1884 als Ursache der gefürchteten Militärtuberkulose das Mycobacterium tuberculosis in Leichenblut nach. Gemeinsam mit Albert Fraenkel (1848–1916) und Karl Friedländer (1847–1887) beschrieb er 1886 den Erreger der Lungenentzündung, Diplococcus pneumoniae lauceolatus, und 1887 den Erreger der epidemischen Hirnhautentzündung, Diplococcus intracellularis meningitidis. Als Weichselbaum 1893 von der Krankenanstalt Rudolfstiftung auf das Ordinariat für Pathologische Anatomie berufen wurde, war kurz zuvor bereits sein „Grundriss der pathologischen Histologie“ erschienen (1892), worin auch die Bakteriologie einen breiten Raum einnimmt (Dipplococcus pneumoniae, 1886). Eine Sammlung von histopathologischen Schnitten aus Weichselbaums Zeit befindet sich im Josephinum. Weichselbaums berühmtester Schüler war Karl Landsteiner (1868–1943), der 1900 im Institutslabor die Blutgruppen entdeckte.

1916–1918: Alexander Kolisko

Alexander Kolisko (1857–1918) war ein weiterer Schüler Kundrats und nach dessen Tod supplierender Leiter des Instituts. Er war zudem Gerichtsmediziner, und von ihm stammt die Beschreibung der symmetrischen Hirnerweichungen bei Kohlenmonoxid-Vergiftungen, eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufige Todesursache aufgrund der Verwendung von „Stadtgas“ (auch „Leuchtgas“) zum Betreiben von Herden und Heizungen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen (gemeinsam mit Carl Breus) „Die pathologischen Beckenformen“ (Drei Bände, 1900–1912) und „Plötzlicher Tod aus natürlicher Ursache“ in Dittrichs Handbuch (1913). Am 23. November 1916 konservierte er gemeinsam mit Leibarzt Joseph Ritter von Kerzl und Norbert Ortner den zwei Tage zuvor an einer Lungenentzündung verstorbenen Kaiser Franz Joseph I. durch Injektion von Formaldehyd. Das Protokoll darüber ist im Pathologisch-Anatomischen Museum in Wien zu besichtigen.

1920–1922: Heinrich Albrecht

Heinrich Albrecht (1866–1922) war ein Schüler Weichselbaums. 1913 wurde er Ordinarius für pathologische Anatomie in Graz, im November 1921 gründete er die Wiener Pathologische Gesellschaft (die Vorläufervereinigung der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie). Sein Hauptarbeitsgebiet war ebenfalls die Bakteriologie. 1897 hatte er mit Anton Ghon (1866–1936) und Hermann Müller (1866–1898) während einer Pestepidemie Bombay bereist, woher sie reichliches Forschungsmaterial in Form von frischem Gewebe nach Wien mitbrachten. Obwohl zur Aufarbeitung der hochinfektiösen Proben im Hof der Pathologie ein eigenes Labor errichtet wurde (die „Pestbaracke“, Bild) [4], gingen die durchgeführten Untersuchungen in die Geschichte der Medizin als Laborzwischenfall mit Pesttod des Laborgehilfen Franz Barisch, der Pflegerin Albine Pecha und des sie behandelnden Arztes Hermann Müller ein (1898). Darüber hinaus befasste Albrecht sich mit Meningitis, Tuberkulose bei Kindern und bösartigen Geschwülsten (Tumore). Am 28. Juni 1922 starb er selbst an Lungentuberkulose.

1923–1936: Rudolf Maresch

Rudolf Maresch (1868–1936), in Böhmen geboren, studierte in Prag und war Assistent bei Hans Chiari (1851–1916), dem Vater von Hermann Chiari. Ab 1902 war Maresch Assistent am bakteriologischen Institut unter Richard Paltauf (1858–1924) und arbeitete 1912–1923 am Aufbau der Pathologie im Krankenhaus Lainz. Er war ein Meister der Obduktionstechnik und der histologischen Diagnostik am Mikroskop, mit umfassender Erfahrung und scharfer Beobachtungsgabe, widmete sich aber kaum der Wissenschaft oder der Grundlagenforschung. Er nahm wichtige organisatorische Verbesserungen vor, führte unter anderem 1924 die Verwendung der Schreibmaschine zur Befundverfassung ein, die allerdings immer noch durchgehend auf Lateinisch erfolgte [3]. Seine Stärke lag in der betrieblichen Organisation, in der Ausgestaltung der Räumlichkeiten und einem Wissen, das ihn zur ultimativen Instanz in diagnostischen Fragen machte. Seinen Mitarbeitern war er väterlicher Vorgesetzter, der es verstand, hervorragende Mitarbeiter zu gewinnen [1].

1936–1969: Hermann Chiari

Hermann Chiari (1897–1969), stammte aus der durch Kaiser Franz Joseph I. geadelten Chiari-Familie, der zahlreiche bekannte und berühmte Ärzte angehören. Bereits sein Vater Hans Chiari war Rokitansky-Schüler und pathologischer Anatom zuerst in Prag und dann in Straßburg. Er selbst war Schüler bei Richard Paltauf am Institut für Experimentelle Pathologie, ab 1926 Assistent bei Maresch am pathologisch anatomischen Institut. Er habilitierte 1931 über die generalisierte Xanthomatose vom Typ Schüller-Christian, bei der es zu Lipoidablagerungen in verschiedenen Geweben kommt, und übernahm 1936 das Ordinariat. Seine Leidenschaft galt ganz der pathologischen Morphologie, er war der letzte Universalgelehrte dieses Fachs. Seine Tätigkeit als Wehrmachtspathologe und seine Rolle im nationalsozialistischen Regime wird heute kritisch gesehen. Am Institut für Pathologie begründete er eine histochemische, eine elektronenoptische und eine blutserologische Abteilung; aus letzterer ist später das selbständiges Universitätsinstitut für Blutgruppenserologie entstanden. Eine umfangreiche Maresch/Chiari Sammlung von histopathologischen Schnitten befindet sich im Josephinum.

1969–1993: Johann Heinrich Holzner

Johann Heinrich Holzner (1924–2013), geboren in Bregenz, studierte Medizin in Innsbruck und in Wien, wo er 1951 promovierte und eine Facharztausbildung unter Chiari begann. 1958–1959 war Holzner Research Fellow bei Hans Popper (1903–1988), der vor seiner Emigration selbst noch ein Maresch-Schüler gewesen war, am Pathologischen Institut des Mount Sinai Krankenhauses in New York, am Mallory Institute of Pathology in Boston, und an den National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, Maryland. Nach seiner Rückkehr wurde Holzner 1963 Leiter des histologisch-zytologischen Labors der II. Univerisäts Frauenklinik in Wien. Seine Habilitation erfolgte im Jahr 1966, und er wurde 1969 als Nachfolger von Chiari als Professor für Pathologische Anatomie berufen. Holzner fand das Institut in schlechtem baulichen Zustand vor. Ab 1969 reorganisierte er das Institut unter Errichtung verschiedener, spezialisierter Labore und dem Einsatz neuester diagnostischer Methoden: So etablierte er die Histochemie, eine Molekularpathologie, Hämatopathologie, Knochenpathologie, Ultrastrukturpathologie (Elektronenmikroskopie) und Zytologie als Subspezialitäten des Fachs Pathologie und stellte die Erstellung von Diagnosen von Latein auf Deutsch um [3]. Unter seiner Aufsicht erfolgte nach Fertigstellung des neuen AKH Gebäudes 1991 die Übersiedlung aus dem alten Institutsgebäude in die neuen Räumlichkeiten des Instituts, das er noch 2 Jahre bis zu seiner Emeritierung leitete [1]. 

1995: Thaddäus Radaszkiewicz

Thaddäus Radaszkiewicz (1946–1995), geboren in Steyr, studierte Medizin in Wien. Im Jahr 1975 gründete er das hämatopathologische Labor. 1981 erfolgte die Habilitation, 1987 wurde er zum a.o. Univ. Professor. ernannt. Radaszkiewicz war international anerkannter Experte für Erkrankungen des lymphatischen Systems, der Pathologie der Leber- und Transplantatabstoßung und Pionier immunhistochemischer Methoden in der pathologischen Diagnostik. Von 1992–1994 leitete er die Pathologie im Krankenhaus Lainz, von wo er 1995 dem Ruf als Professor für Pathologie an die Pathologie der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im AKH folgte.

2000–2015: Dontscho Kerjaschki

Dontscho Kerjaschki (geb. 1947 in Wien). Schon während des Studiums der Medizin in Wien folgte er seinen Forschungsinteressen und arbeitete am Institut für Mikromorphologie und Elektronenmikroskopie unter der Leitung von Leopold Stockinger. Nach der Promotion absolvierte er eine Ausbildung zum Facharzt für Pathologie, die er 1978 am Pathologisch-Anatomischen Institut unter Holzner abschloss. Es folgte 1980 die Habilitation, 1986 wurde er zum a.o. Univ. Professor ernannt. Seine wissenschaftliche Ausbildung vertiefte er als Visiting Professor in den USA an der Yale University (1984–1990) und an der University of California San Diego im Institut des Nobelpreisträgers George Palade (1990–2010). 1996 erfolgte die Berufung zum Vorstand des Institutes. Internationalen Ruf erlangten seine wissenschaftlichen Pionierarbeiten auf den Gebieten der Erforschung der molekularen Pathogenese und Diagnostik von Nierenerkrankungen sowie grundlegende Beiträge zur Erforschung des lymphatischen Systems.

Seit 2016: Renate Kain

Renate Kain (geb. 1962 in Wien) studierte Medizin in Wien und erlangte 1992 nach Absolvierung der Ausbildung am Pathologisch-Anatomischen Institut unter Holzner die Approbation als Fachärztin für Pathologie. Nach ersten wissenschaftlichen Arbeiten am Institut für Mikromorphologie und Elektronenmikroskopie und während der Facharztausbildung absolvierte sie von 1994–1997 einen Forschungsaufenthalt am Burnham Institute (ehemals La Jolla Cancer Research Foundation) in La Jolla, USA. Von 2000–2006 arbeitete sie als Senior Research Fellow (Kidney Research UK) und Honorary Pathology Consultant an der Pathologie der Universität von Aberdeen, wo sie auch ein PhD-Studium abschloss. Nach Wien zurückgekehrt, habilitierte sie 2010. 2016 wurde sie zur Professorin für Pathologie berufen und übernahm im gleichen Jahr die Leitung des Klinischen Instituts für Pathologie. Mit einem sowohl diagnostischen als auch wissenschaftlichem Schwerpunkt in der Pathologie und Immunologie von Nierenerkrankungen liegt ihr Fokus in der Stärkung der zentralen Rolle der Pathologie in der patient:innennahen Diagnostik als Grundlage der Personalisierten Medizin.

Quellen: 

[1] Sedivy R. Die Wiener Universitätspathologie – eine Chronologie der letzten 200 Jahre. Wien Med Wochenschr. 2013 Jul;163(13-14):305-9. 

[2] Patzak B, Winter E, Feigl W. Lorenz Biermayer und die Entstehung der Pathologisch-anatomischen Sammlung im Wiener Narrenturm. Wien Med Wochenschr. 2013 Jul;163(13-14):310-5.

[3] Winter E, Höflmayer D, Patzak B, Feigl W. Obduktionsbefunde in Wien seit Lorenz Biermayer – eine durchgehende 195jährige Dokumentation. Wien Med Wochenschr. 2013 Jul;163(13-14):316-21.

[4] Sedivy R. 200 Jahre Rokitansky – sein Vermächtnis für die heutige Pathologie. Wien Klin Wochenschr. 2004; 116/23:779-87.